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Hawai, das mitten im Pazifischen Ozean liegt, ist seit langer Zeit ein Zentrum des kulturellen Austausches zwischen Ost und West. Hawai, der Inbegriff des tropischen Inselparadieses, gilt weltweit vielen Menschen als das ideale Reiseziel. Die Inselgruppe hat einen eigenen Lebensstil hervorgebracht: eine Verschmelzung von traditionellem hawaianischem Erbe mit den Kulturen und Bräuchen verschiedener Einwanderergruppen. Der Buddhismus, der mit den japanischen Einwanderern nach Hawai gelangte, ist seit mehr als einem Jahrhundert Teil dieser Kultur. Die buddhistischen Tempel waren für die frühen japanischen Immigranten, die unter härtesten Arbeitsbedingungen das Rückgrat der Zuckerindustrie auf Hawai bildeten, ein wichtiger spiritueller und kultureller Halt. Heute besteht die japanisch-amerikanische Bevölkerung hauptsächlich aus den Nachkommen dieser Einwanderer in der dritten und vierten Generation und der Buddhismus spielt in der hawaianischen Gesellschaft nach wie vor eine wichtige Rolle. Dennoch ist es offensichtlich, dass die japanischstämmigen Amerikaner in der dritten und vierten Generation nicht mehr dieselbe enge Bindung an die kulturellen Werte und das traditionelle Erbe Ihrer Vorfahren aufweisen. Angesichts dieser Tendenz stehen die heutigen buddhistischen Tempel vor der Herausforderung, die Aktualität und Relevanz von Buddhismus und japanischer Tradition auch für die gegenwärtigen und nachfolgenden Generationen von japanischen Amerikanern aufrecht zu erhalten.
Die Gründung buddhistischer Tempel in Hawai erfolgte nach Unterzeichnung des hawaianisch-japanischen Abkommens über Kontraktarbeiter im Jahre 1885. Für die frühen japanischen Einwanderer war der buddhistische Glaube eine wichtige spirituelle Stütze und sie ersuchten bei ihren jeweiligen Haupttempeln in Japan um Entsendung buddhistischer Geistlicher nach Hawai. Manche buddhistische Priester kamen auch auf eigene Kosten nach Hawai, da sie um die Schwierigkeiten der frühen Immigranten wussten. Diese Priester stammten aus den gleichen Gegenden wie die Auswanderer (im Falle der Soto-Zen-Schule waren dies die Präfekturen Hiroshima und Yamaguchi.). In beiden Fällen wurden Tempel und Versammlungshallen mit den finanziellen Mitteln der ersten Immigranten errichtet und in Kürze wurden diese Gebäude Heimstätte für die sogannten “Kenjin Kai”, den landsmannschaftlichen Vereinigungen von Immigranten aus einer bestimmten Region. Schon bald übernahmen die buddhistischen Tempel den japanischen Sprachunterricht für die Immigrantenkinder und richteten Sprachschulen und japanische Kulturzentren auf ihrem Gelände ein. Durch diese Aktivitäten hatten die buddhistischen Priester nicht nur eine geistige Führungsrolle inne, sondern wurden auch zu Vermittlern der japanischen Kultur. Nicht zu vergessen ist auch der unermüdliche Einsatz der Ehefrauen der Tempelpriester, die Seite an Seite mit ihren Männern die zahlreichen Aufgaben der Tempel wahrnahmen.
Die Soto-Zen-Schule begann ihre Aktivität zur Verbreitung der Lehre in ganz ähnlicher Weise wie andere buddhistische Schulen. Im Jahre 1903 öffneten an wenigen ausgesuchten Orten auf den Inseln die ersten Dependancen ihre Türen. Nach der Schaffung dieser Grundlage hielt die Soto-Zen-Schule im Jahre 1921 eine große Gedenkfeier zu Ehren ihres neu errichteten Haupttempels, des Honolulu Betsuin, ab. Zum Anlass dieser Feier reiste Arai Sekizen Zenji, der Abt des Sojiji-Haupttempels, aus Japan an. Arai Zenji blieb auch nach den Feierlichkeiten in Hawai, um die über die Inselgruppe verstreuten Soto-Zen-Tempel zu besuchen und den “Jukai-e” (Zeremonien zur Initiation in die buddhistischen Gebote) vorzustehen. Seiner Verdienste und Engagements wegen wird er bis zum heutigen Tage von Soto-Zen-Anhängern auf Hawai als wegweisender Lehrer verehrt.
Die hawaianische Niederlassung des Soto-Zen-Buddhismus hat ihren Verwaltungssitz im Betsuin Shoboji, der Soto-Mission von Hawai, die sich neben dem japanischen Generalkonsulat im Zentrum Honolulus befindet. Wenn auch vielen Veränderungen unterworfen, haben doch insgesamt neun Soto-Zen-Tempel ihren Anhängern im Laufe eines Jahrhunderts gedient. Diese neun Tempel sind: Shoboji und drei weitere Tempel auf Oahu (Taiheiji in Aiea, Taiyoji in Waipahu, Ryusenji in Wahiawa), Mantokuji auf Maui, Guzeiji auf Molokai, Zenshuji auf Kauai, Taishoji in Hilo und Daifukuji in Kona auf der Hauptinsel Hawai.
Bis heute gab es insgesamt sechs Sokan, die gleichzeitig ihre Aufgabe als Hauptpriester des Soto-Zen Hawai Betsuin wahrnahmen: Rev. Hosen Isobe (1918-1922), Rev. Zenkyo Komagata (1938 - 1970), Rev. Zenshu Komagata (1972 -1975), Rev. Koryu Oyama (1975 -1981), Rev. Gyokuei Matsuura (1981 -1997).
Seit 1997 hat Rev. Jiho Machida das Amt des sechsten Sokan übernommen und er ist gleichzeitig Direktor der hawaianischen Niederlassung des Soto-Zen-Buddhismus. Unter dem derzeitigen Direktor haben sich die Aufgaben der Niederlassung erweitert und zwei wichtige Ereignisse wurden in den letzten Jahren vom Sokan-Büro geplant und durchgeführt: die Feier zum 750-jährigen Gedenken an Dogen Zenji in Hawai und die 100-Jahr-Feier der Soto-Zen-Schule in Hawai. Beide Ereignisse waren von großem Erfolg gekrönt. Außerdem beging in diesen Jahren jeder einzelne Tempel seine individuelle 100-Jahr-Feier. Die großen Schritten, die die Soto-Zen-Schule in Richtung Zukunft unternommen hat, sind in lebhafter Erinnerung.
Seit Beginn werden die Soto-Zen-Tempel auf Hawai durch Spenden ihrer Anhänger finanziert. Dieses Management in Eigenverantwortung ist eine Besonderheit der Tempel auf Hawai. Da die verschiedenen Tempel jedoch ein und derselben Soto-Zen-Schule angehören, haben sie sich im Verband der Hawai-Soto-Mission zusammengeschlossen. Die Mitglieder dieser Organisation setzen sich aus den Priestern und den von den einzelnen Tempeln ernannten Mitgliedern (Delegierten) zusammen. Die Organisation, die sich zweimal jährlich versammelt, hat sich zum Ziel gesetzt, Beziehungen des Vertrauens zwischen den Tempeln auf der ganzen Inselgruppe zu fördern. Eine weitere wichtige Organisation ist der Vereinigte Frauenverband der Soto-Zen-Schule auf Hawai, der nicht nur die Dachorganisation der Frauenverbände der einzelnen Tempel darstellt, sondern auch weiblichen Anhängern ein Forum für den Austausch von Ideen bietet, damit die Frauen eine stärkere Rolle in den einzelnen Tempeln übernehmen können. Die Rolle der Frauen in den lokalen Tempeln ist eine weitere Besonderheit der Soto-Zen-Schule auf Hawai und ihr Beitrag ist wesentlich für den Erfolg der Aktivitäten und Veranstaltungen der einzelnen Tempel.
Im Laufe ihrer 100-jährigen Geschichte hat die Soto-Zen-Schule auf Hawai konsequent das “Shushogi” („Die Bedeutung der Übung und der Verwirklichung“) als Glaubensprinzip für das Leben verfolgt. Unmittelbar nach der Rundreise von Arai Zenji zu den einzelnen Inseln haben die Tempel “Busshin-Kai” („Buddha-Geist-Gruppen“) gegründet und das Hauptgewicht auf die Praxis von “Zenkai Ichinyo” (Die Einheit von Zen und Gebote) gelegt. In Nordamerika und Europa bildet dagegen das Zazen (Sitzmeditation) den Schwerpunkt der Soto-Zen-Praxis. In Hawai hingegen sind die Soto-Zen-Priester zu einem wesentlichen Teil im Leben der Mitglieder geworden und üben eine geistige Führungsrolle aus, um den Soto-Zen-Anhängern den Weg zum Frieden aufzuzeigen.
Das Durchschnittsalter der Soto-Zen-Mitglieder auf Hawai beträgt 75-80 Jahre und eine vordringliche Aufgabe ist es, Pläne und Strategien zur Werbung aktiver Mitglieder unter allen Alters- und Volksgruppen zu entwerfen. Noch ist es ungewiss, ob die kommende Generation der japanischen Amerikaner den Buddhismus (Soto-Zen-Schule) praktizieren wird, da sich der Übergang von der “Religion des Familienoberhauptes” zur “Religion des Individuums” unter der buddhistischen Bevölkerung Hawais noch nicht ganz vollzogen hat. Unsere Bemühungen zur Verbreitung der Lehre müssen sich zwingenderweise darauf konzentrieren, dem Buddhismus in den Augen der Jungen mehr Nähe und Relevanz zu verleihen. Deshalb besteht ein dringender Bedarf an in Hawai geborenen buddhistischen Priestern, die mit der Sprache und den lokalen Sitten, Traditionen und dem hiesigen Lebensstil vertraut sind. Die Ausbildung solcher Priester ist Aufgabe der hawaianischen Niederlassung des Soto-Zen-Buddhismus, um so den Anforderungen der multi-ethnischen Bevölkerung auf Hawai gerecht zu werden.
Dogen Zenji verließ Japan und ging nach China, um dort sein Verständnis des Buddhismus zu vertiefen. Nach seiner Rückkehr gründete er in Japan ein Kloster, wo er die nachfolgende Generation von Zen-Lehrern ausbilden konnte, ohne sie nach China schicken zu müssen. Dasselbe sollte für Hawai geschehen. Nur wenn wir unsere eigenen Priester ausbilden können, die mit den lokalen Traditionen und dem hiesigen Lebensstil vertraut sind, wird die Soto-Zen-Schule wirklich in Hawai Fuß fassen. Die hawaianische Niederlassung für die Verbreitung der Lehre des Soto-Zen-Buddhismus wird in der engen Kommunikation mit den einzelnen Priestern und ihren Tempeln auch in Zukunft versuchen die Institution zu sein, die ihren Anhängern den Weg zum Frieden aufzeigt.